Stichworte: Eukaryoten, Fauna, Reptilien, Bewie's Mikrowelt
Der Herr der TerrasseMan sieht es ihm schon an: Hier steht der unangefochtene Herr unserer Terrasse. Beim Frühstück flitzt uns dieses Mauereidechsen-Männchen um die Füße und lässt sich mit Mehlwürmern versorgen, später geht er im Gestrüpp auf die Jagd. Manchmal prügelt er sich auch mit anderen Männchen.
Eidechsen gibt es hier in nahezu jedem Garten. Kulturfolger sind sie ja schon lange. Vor Jahrhunderten verließen sie schon ihr angestammtes Habitat in den Felswände und wanderten in die Trockenmauern der Weinberge ein. Nachdem diese Mauern als Folge der Flurbereinigung und der maschinengerechten Anlage der Weinberge weitgehend verschwanden, sind sie in die Gärten gezogen. Ich vermute, dass sie sich im Winter einfach in recht geringer Tiefe an den Kellerwänden einquartieren, wo sie vor Frost ziemlich sicher sind. Damit sie auch im Sommer genügend Schlupfwinkel finden, haben wir und viele unserer Nachbarn inzwischen Trockenmauern oder Steinhaufen in den Gärten angelegt. Zwei unserer Eidechsen verbringen die Nächte aber nicht in der Trockenmauer, sondern im Brennholzsstapel an der Hauswand.
Manche Nachbarn und auch wir füttern die Echsen angesichts des zunehmenden Insektenschwunds mit Mehlwürmern. Eine unserer Eidechsen holt sich die Würmer sogar ganz ohne Scheu direkt von meiner Handfläche.
Normalerweise besitzen Mauereidechsen Reviere. Allerdings können sich die Reviere von Männchen und Weibchen stark überschneiden und es gibt auch immer wieder sogenannte Satelliten-Männchen, die vom Revierchef toleriert werden. Diese beiden teilen sich mehr oder weniger das selbe Revier. Das Weibchen legt zwar dem Männchen das Pfötchen auf den Rücken, aber dass Mauereidechsen ähnlich wie viele Vögel und Säugetiere eine richtige Paarbeziehung eingehen, ist bisher nicht bekannt.