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Gemeiner Efeu aus Sturms Flora von Deutschland, Band 12: Schirmblumige – Tafel 1
Gemeiner Efeu, Hedera helix
Tafel 1:
a) Blütenstand, verkl.;
b) unteres Blatt, verkl.;
c) Blüte, vergr.;
d) dieselbe durchschnitten;
e) Querschnitt durch den Fruchtknoten;
f) Fruchtstand in nat. Gr.;
g) Same in nat. Gr. und vergr.
Mit zahlreichen Haftwurzeln bis in die Spitzen der höchsten Bäume kletternd, Stamm bis schenkeldick. Immergrün. Blätter ganzrandig, eiförmig oder rauten-eiförmig bis länglich lanzettlich, an jungen Pflanzen und unfruchtbaren Zweigen drei- oder mehrlappig, ausnahmsweise einzeln geteilt, meist dunkelgrün, zuweilen scheckig. Blütenstände traubig mit doldigen Zweigen, selten reicher zusammengesetzt, in den kühleren Gegenden oft einfach doldig. Stiele und Stielchen mit kurzen, meist etwa achtstrahligen Sternhaaren. Blüten grünlich, in der Regel fünfzählig. Kronblätter in der Blume entfaltet. Früchte beerenähnlich, in der Regel schwarz. Samen mit zerklüftetem Nährgewebe. 9-11, Fruchtreife 2- 4.
An Bäumen, Mauern und Felsen; häufig, in den Alpen bis 1250 m, im Nordosten mehr zerstreut.
In ordentlich gehaltenen Forsten kommt der Efeu nicht zur Blüte, weil er als Schädling vernichtet wird, daher findet man oft nur am Boden ausgebreitete schwache Pflanzen. Im Nordosten leidet er auch vom Frost. In Ostpreussen blühen anscheinend nur an Mauern gezogene Stöcke nordostwärts bis Heiligenbeil und Gumbinnen, während bei Elbing und Kulm in Westpreussen wilder Efeu im Walde blüht; in Mecklenburg sind fruchttragende Stöcke in Wäldern bereits so häufig, wie es die Forstwirtschaft gestattet. Die Früchte werden im ersten Frühling von Staren gern gefressen, aus deren Kot die Samen dann keimen. Ausser zur Bekleidung von Mauern braucht man Efeu gern als Grabschmuck. Im Altertum gehörte er zu den Kennzeichen des Weingottes. Efeukränze wurden auch als Auszeichnung für schriftstellerische Leistungen (doctarum praemia frontium, Horaz, Oden I) besonders den Dichtern verliehen – hierauf bezieht sich die in weitesten Kreisen gelesene aber meist unverstanden überlesene Stelle aus Virgil (Bucolica Ecl. VII 25.) „Pastores (h)edera crescentem ornate poetam“, welche in Fritz Reuters Dörchläuchtig (Volksausgabe von 1878, Bd. 5, S. 108) so köstlich falsch übersetzt wird.
Auf den Wurzeln des Efeu schmarotzt eine Würgerart (Bd. 10, S. 208). Selten werden verbänderte Luftwurzeln beobachtet.
Aus: J. Sturm’s Flora von Deutschland, Nachdruck nach 1900 mit Chromolithographien (Ernst H. L. Krause: Schriften des Deutschen Lehrer-Vereins für Naturkunde).