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Stechpalme aus Sturms Flora von Deutschland, Band 7: Kreuzdorngewächse – Tafel 23
Stechpalme, Ilex aquifolium
Tafel 23:
a) Zweig, verkl.;
b) Kelch in nat. Gr.;
c) Blüte in nat. Gr.;
d) Staubgefäss in nat. Gr. und vergr.;
e) Fruchtknoten in nat. Gr. und vergr.;
f) Früchte in nat. Gr.;
g) geöffnete Frucht in nat. Gr.
1 bis 7 m hoch. Blätter derb, glänzend dunkelgrün, immergrün, an jungen und verletzten Sträuchern meist buchtig dornig gezähnt, an älteren, namentlich hochstämmigen Exemplaren ganzrandig. Blütenstände kurz und dicht, in den Blattwinkeln. Blumen weiss oder rötlich, meist vierzählig und getrennten Geschlechts. Früchte rot. 4-6, selten einzeln 9-10. (Synonyme: Hülsen, Hülst, Christdorn.)
In Wäldern und Gesträuchen; zerstreut in den Alpen bis 1000 m, selten in deren Vorland bis Traunstein und Schmalegg bei Ravensburg, sowie bei Scheyern im Bez.-Amt Pfaffenhofen, nicht selten bei Meersburg und Konstanz am Bodensee, selten im elsässer Jura, häufig im Schwarzwald und den Vogesen nebst deren Vorbergen (bis 1000 m), im Hagenauer und Bienwald und in den Hardtwäldern bei Karlsruhe, sehr zerstreut in den lothringischen Vogesen und den pfälzer Gebirgen, selten im Odenwald und Taunus, zerstreut auf dem Hunsrück und Westerwald nebst deren Vorbergen und in der südlichen Eifel, häufig im nördlichen Teile der Eifel, dem sauerländischen Gebirge und durch das nordwestdeutsche Tief- und Hügelland bis an die Nordränder des Solling und des Oberharzes und bis Helmstedt, Osterburg in der Altmark, Wilsnack und Putlitz in der Priegnitz, Güstrow, Triebsees und zur Greifswalder Oie, ausserdem noch bei Kyritz und Rheinsberg in Brandenburg.
Ist seit Jahrhunderten über seine Grenze hinaus kultiviert, ohne je zu verwildern, ist vielmehr im 19. Jahrhundert namentlich in den lothringischen Vogesen seltener geworden. Im 18. Jahrhundert wurde sie noch oberhalb Strassburgs in der Ebene gefunden. Wird nur selten hochstämmig, da die Förster sie als Unkraut betrachten und nichts dagegen haben, wenn Stockhändler und Kranzbinder sie verstümmeln. Spielte früher im Kultus eine Rolle, teils als Ersatz für Palmen am Palmsonntag, teils zur Herstellung von Dornenkronen. Dient in England als weihnachtlicher Zimmerschmuck. Ihre Anwendung in der Heilkunde ist veraltet. Aus der Rinde gewinnt man Vogelleim. Im Hunsrück kommt die Stechpalme als Wirtshausschild vor, im Reichslande ist sie Wahrzeichen des Vogesenklubs. – Die Verbreitung der Art in Deutschland erweckt den Eindruck, als sei sie gegen sommerliche Hitze empfindlich, aber in Südfrankreich steigt sie stellenweise in die unterste Zone hinab; dass sie Kälte verträgt, zeigt ihr Vorkommen in den Gebirgen.
Aus: J. Sturm’s Flora von Deutschland, Nachdruck nach 1900 mit Chromolithographien (Ernst H. L. Krause: Schriften des Deutschen Lehrer-Vereins für Naturkunde).