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Sturms Flora von Deutschland, Band 3: Echte Gräser (Gramineae) – Tafel 1

Bartgras, Andropogon Ischaemon L.
Kletten- oder Stachelgras, Tragus racemosus

Bartgras, Andropogon Ischaemon L.
Taf. 1, Fig. 1:
a, b) die Pflanze in nat. Gr.;
c) Spindelabschnitt mit Zwitter- und männlicher Blüte;
d) Zwitterblüte;
e) männliche Blüte.
Schwache Rasen bildend; Wurzel kriechend; Halme aufsteigend oder aufrecht, am Grunde meist ästig, mit schwammigem Zellgewebe angefüllt, 30 bis 60 cm hoch; Blätter schmal, meergrün; Blatthäutchen in Wimpern aufgelöst. Blütenstand aus 5 bis 10, etwa 3 bis 5 cm langen, blassbläulichen, fingerig zusammengestellten Aehren bestehend.
Von den drei Hüllsp. des unteren Aehrchens sind die beiden untersten fast gleich lang; die unterste ist an der Basis mit ziemlich langen Haaren besetzt. Die Decksp. desselben ist kaum breiter als ihre Granne. ad. 8 und 9.
Das Bartgras hat also neben echten Zwitterblüten auch reine Pollenblüten. Nach Kirchner entwickeln sich an den Blütenständen zuerst gleichzeitig alle Zwitterblüten und nach dem Verblühen derselben wieder gleichzeitig alle männlichen Blüten. Die Zwitterblüten sind homogam, d. h. Antheren und Narben reifen gleichzeitig. Die ersteren sind schwarzrot und hängen an dünnen, schlaffen Fäden, die letzteren sind springwedelförmig und dunkelrot. Die Verstäubung des Pollens findet morgens zwischen 6 und 7 Uhr statt.
Die aus schraubig gestreiften, sehr hygroskopischen Zellen zusammengesetzte und knieförmig gebogene Granne erfährt in trockener Luft eine sehr kräftige schraubige Drehung und zugleich eine leichte Krümmung nach abwärts. Dabei wirkt das uhrzeigerförmige Ende der Grannen, sobald es auf irgend eine Unterlage aufdrückt, wie ein Hebelarm, und es werden auf diese Weise in trockener Luft die von Deck- und Vorspelzen umschlossenen Früchtchen über die Hüllspelzen emporgehoben. Hier können sie als ein Spiel des trockenen Windes leicht fortgetragen werden. (Kerner.)
Das Bartgras wächst auf dürren Hügeln und Weiden und ist wegen seiner späten Vegetation ein willkommenes Weidefutter.
Kletten- oder Stachelgras, Tragus racemosus
Taf. 1, Fig. 2:
a, b) Teile der Pflanze in nat. Gr.;
c) Aehrchen;
d) Blüte mit Spelzen;
e) erste Hüllsp.;
f) Stachel von der zweiten Hüllsp.;
g) Deck- und Vorsp.;
h) Blüte.
Bildet Rasen mit mehreren liegenden oder aufsteigenden, glatten, 10 bis 30 cm hohen Halmen. Die flachen Blätter sind an den Rändern stachelig gewimpert; die Blattscheiden glatt, gestreift. Die rötliche Aehrenrispe ist 2 bis 6 cm lang und steckt unten häufig noch in der Scheide des obersten Blattes. 1j. 6 und 7.
Das Klettengras wurde mit fremden Samen eingeschleppt und ist in Deutschland an sandigen Orten bei Frankfurt a. M. und bei Eupen gefunden worden. Die hakigen Stacheln der zweiten Hüllsp. sind wichtige Verbreitungsmittel der Früchte; mit ihnen hängen sich die sich ablösenden Aehrchen an Menschen und Tiere.
Aus: J. Sturm’s Flora von Deutschland, Nachdruck nach 1900 mit Chromolithographien (Ernst H. L. Krause: Schriften des Deutschen Lehrer-Vereins für Naturkunde).