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Sturms Flora von Deutschland, Band 3: Echte Gräser (Gramineae) – Tafel 19

Acker-Windhalm, Ammophila Spica venti P. B.
Wolliges Honiggras, Holcus lanatus L.
Weiches Honiggras, Holcus mollis L.

Acker-Windhalm, Ammophila Spica venti P. B.
Taf. 19, Fig. 1:
a) Aehrchen;
b) Deck- und Vorsp. mit Achsenfortsatz.
Halme aufrecht, glatt, 40 bis 100 cm hoch. Blätter zugespitzt, scharf; Blatthäutchen länglich, zugespitzt. Rispe gross, sehr zart, eiförmig, zur Blütezeit ausgebreitet, nach derselben „astweise zusammengezogen“. Aehrchen etwa 3 mm lang, grün oder violett. Hüllsp. lanzettlich, Vorsp. fast so lang als die Decksp. Staubbeutel lineal-länglich. 1j. 6 und 7.
Der Acker-Windhalm ist ein häufiges und lästiges Unkraut im Getreide; er kommt auch auf Sandplätzen und an Dämmen vor. Selbstbestäubung ist unvermeidlich, da die Antheren, während sie aufspringen, fest an den gleichzeitig entwickelten Narben liegen. Die Spelzen treten beim Blühen weit auseinander. Die 1,2 mm lange und 0,3 mm breite Frucht ist nur etwa 0,05 g schwer, wird deshalb vom Wind leicht davongeführt. (Synonyme: Agrostis Spica venti L.)
Wolliges Honiggras, Holcus lanatus L.
Taf. 19, Fig. 2:
a) und
b) oberer Teil des Halms mit Rispe;
c) Aehrchen.
Wurzel faserig, Büschel von Halmen und Blattsprossen tragend; Halme aufrecht, 30 bis 75 cm hoch. Blätter und Blütenstiele flaumig behaart, weisslich; Blatthäutchen kurz bewimpert; Rispe weisslich, meist rötlich oder violett überlaufen; aufrecht, 9 bis 16 cm lang, nur zur Zeit der Blüte mit abstehenden Aesten; Aehrchen weichhaarig, ad. 6-8.
Das wollige Honiggras ist eine echte Wiesenpflanze, wächst auch an Rainen, in Wäldern und Steppen und ist überall häufig. Es liebt einen humusreichen, lockeren Boden und ist kein wertvolles Futtergras. Die Zwitterblüten sind homogam; Fremd- und Selbstbestäubung ist möglich. Die Blüten öffnen sich mittags. „Merkwürdig ist, dass das Honiggras bei günstigen Witterungsverhältnissen zweimal an einem Tage die Spelzen auseinanderspreizt, die Antheren vorschiebt und den Pollen ausstäubt; einmal am Morgen nach 6 Uhr, zum zweitenmal abends um 7 Uhr, und zwar stets beim Eintritt einer Temperatur der Luft von 14°. In den meisten Fällen dauert der ganze Vorgang in einer Blüte 15 bis 20 Minuten.“ (Kerner.)
Von den Blättern des Honiggrases nähren sich die Raupen des grossen Waldportiers (Satyrus Hermione L.), des kleinen Sackträgers (Epichnopteryx pulla Esp.) u. a.
Weiches Honiggras, Holcus mollis L.
Taf. 19, Fig. 3:
a) Rispe;
b) Aehrchen.
Halm und Blattscheiden kahl oder nur mit einzelnen, zerstreut stehenden Haaren besetzt; Blätter fein behaart oder kahl, je nach dem Standort verschieden breit;
Blatthäutchen gezähnelt; Rispe schlanker als beim wolligen Honiggras; Aehrchen weisslich, nicht selten gelblich oder rötlich überlaufen; die am Grunde gedrehte Granne über das Aehrchen hinausragend, ad. 7 und 8.
Das weiche Honiggras ist viel seltener als die vorige Art; es kommt in Wäldern, Gebüschen, an Gräben, auch auf Feldern und zwar meist auf sandigem Boden vor. Als Nutzgras hat es keine Bedeutung, da es zu wenig Halme hervorbringt. Die Blätter zeigen eine Linksdrehung.
Die Raupe von Elachista obscurella Stt. bewohnt flache Minen in den Blattspitzen (Juni).
Aus: J. Sturm’s Flora von Deutschland, Nachdruck nach 1900 mit Chromolithographien (Ernst H. L. Krause: Schriften des Deutschen Lehrer-Vereins für Naturkunde).