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William’s Christbirne
William’s Christbirn

Heimath und Vorkommen: sie wurde zu Ende des vorigen Jahrhunderts in der Grafschaft Berkshire in England gezogen, aber erst 1816 beschrieb sie Hooker in den Verhandlungen des Gartenbau-Vereins zu London. Ihren Namen hatte sie schon früher nach dem Gärtner Williams in London erhalten, der zu ihrer Verbreitung am meisten beigetragen hat. In Frankreich, Deutschland und Nordamerika ist sie sehr verbreitet. Auf meine Empfehlung wurde sie in der 7. Versammlung deutscher Pomologen zu Trier im Jahre 1874 unter die 50 anzupflanzenden Sorten aufgenommen und in Potsdam im Jahre 1877 zur Erziehung als Pyramide und Horizontal-Cordon empfohlen.
Literatur und Synonyme:
1. Bon-Chrétien Williams; (William Hooker, Transactions of the Horticultural Society of London, 1816, U. 250.)
2. Bartlett de Boston (Thompson, Catalogue of fruits cultivated in the garden of the Horticultural Society of London, 1842, No. 105.)
3. Delavault, (Bivort, Annales de pomologie belge et étrangère, 1855, III. 57.)
4. Bon-Chrétien William (Mas le Verger, No. 10.)
5. Poire Williams (Decaisne, Jardin fruitier du Museum.)
6. Doyenné Clément (Charles Downing, the fruits and fruit-trees of America, 1863. S. 421.)
7. Williams (André Leroy, Dictionnaire de Pomologie No. 911.)
8. Williams Christbirne (Oberdieck, Illustrirtes Handbuch der Obstkunde No. 191).
9. Die Salis (Oberdieck, Anleitung u. s. w. 1852. S. 404).

Gestalt: grosse oder mittelgrosse, etwa 75 mm breite, 90 mm hohe, etwas veränderliche, birnformige Frucht; die Oberfläche ist sehr uneben und oft beulig aufgetrieben.
Kelch: offen; Blättchen schmal, zugespitzt, hartschalig, aufrecht; Kelcheinsenkung flach, von einigen Falten umgeben, die sich schwach über die ganze Frucht hinziehen.
Stiel: stark, holzig, oft auch etwas fleischig, hellbraun, mittellang, schwach vertieft, oft von Falten umgeben, deren Ränder ungleich hoch sind, mitunter auch zur Seite gedrückt.
Schale: dünn, gelblich grün, später hellgelb, selten auf der Sonnenseite bräunlich geröthet, mit zahlreichen, feinen, zimmetfarbigen, oft grünlich umrandeten Punkten, die sich am Kelch und Stiel in Rostanflüge vereinigen.
Fleisch: gelblichweiss, sehr fein und schmelzend, saftig, von einem eigenthümlichen, sehr süssen, zimmetartigen oder muskirten Geschmacke.
Kernhaus: hohlachsig; Fächer klein, gut entwickelte, schwarzbraune, länglich ovale, zugespitzte Samen enthaltend. Granulationen fehlen ganz um das Kernhaus; Kelchröhre tief trichterförmig.
Reifzeit und Nutzung: vorzügliche Tafelbirne, welche Anfang September reift, aber einige Tage vor der Reife gepflückt werden und 3-4 Tage liegen muss, wenn sie ihren höchsten Wohlgeschmack erreichen soll; sie verliert dadurch auch etwas den stark muskirten Geschmack. Lässt man sie am Baume gelb und völlig reif werden, so wird sie leicht mehlig.
Eigenschaften des Baumes: er wächst sehr kräftig, bildet etwas sparrige Pyramiden, ist ungemein fruchtbar, gedeihet in jedem Boden, und ist nicht empfindlich. Auf Quitte gedeiht er selbst in unserem märkischen Sande, bildet gut wachsende Pyramiden, die fast jährlich tragen und liefert grosse, schön ausgebildete Früchte. Ich kann seine Anpflanzung als Pyramide, Palmette und Horizontal-Cordon nicht genug empfehlen.
Sommertriebe sind stark, lang, am unteren Theile etwas gebogen, grünlich oder hellbraun, oft etwas geröthet, zahlreich punctirt; Fruchtäugen gross, stumpf, kegelförmig, braun; Holzaugen am Grunde breit, kegelförmig, spitz, abstehend; Blatt eilanzettlich, oft auch eiförmig, scharf gezähnt, glänzend, dunkelgrün, mittelgross, in eine lange Spitze endigend; Blattstiel lang, schwach; Nebenblätter linienförmig.
Bei seiner grossen Fruchtbarkeit muss man im Juli die Leitzweige unterstützen, weil sie sich sonst heruntersenken und der Baum seine Form verliert.

Aus Lauche: Deutsche Pomologie, Verlag von Paul Parey, 1883.