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Sturms Flora von Deutschland, Band 3: Echte Gräser (Gramineae) – Tafel 27

Kammschmiele, Koeleria cristata Pers.
Ritschgras, Koeleria glauca DG.
Quellgras, Catabrosa aquatica P. B.

Kammschmiele, Koeleria cristata Pers.
Taf. 27, Fig. 1:
a) Ganze Pflanze in ca. ein Drittel nat. Gr.;
b) Aehrenrispe in ca. 2/3 nat. Gr.;
c) Aehrchen;
d) Blüte.
Dichte Rasen bildend. Halme aufrecht, 30 bis 50 cm hoch. Blätter flach, schmal-lineal, nebst den Scheiden oft behaart. Blatthäutchen kurz, gewimpert. Aehrenrispe silberglänzend, am Grunde oft unterbrochen. Rispenäste vor und nach der Blüte der Spindel anliegend. Aehrchen 2 bis 4blütig. Hüll- und Decksp. am Rücken grau, bräunlich oder violett, ad. 6 und 7.
Die Var. K. gracilis Pers. ist viel kleiner, hat schmale, borstenförmige, behaarte Blätter und eine kleine, schmale Rispe mit 2blütigen Aehrchen. Die Var. K. ciliata Kern, dagegen grösser als die Stammform, mit 50 bis 75 cm hohen Halmen, breiten, steif-gewimperten Blättern und grösseren, stark gelappten Rispen.
Häufig auf Hügeln, trockenen Wiesen, unfruchtbaren Plätzen an Wegen und Waldrändern; hat in Gegenden mit Sandboden einige Bedeutung als Futtergras. Sie ist eine typische Steppenpflanze und namentlich in den südrussischen Steppen häufig. Die blauschwarzen Antheren sitzen auf den steif aufrechten, 6 mm langen Staubfäden, so dass spontane Selbstbestäubung leicht eintreten kann; die Narben treten seitlich zwischen den auseinanderklaffenden Spelzen hervor. (Kirchner.) Die Bestäubung, während welcher die Aehrchenstiele sich spreizen, geht meist zwischen 4 und 5 Uhr in der Frühe vor sich. Nach Hildebrand soll auch Fremdbestäubung möglich sein, da die Narben noch längere Zeit in empfängnisfähigem Zustande zwischen den bereits geschlossenen Spelzen hervorstehen. (Synonyme: Aira cristata L., Poa crist. L. Dactylis crist. M. B., Festuca crist. Vill.)
Im April und .Mai findet man in Blattminen an der Kammschmiele die Larven von Elachista albifrontella Hb. und E. argentella Cl.
Ritschgras, Koeleria glauca DG.
Taf. 27, Fig. 2:
a) Aehrenrispe in ca. zweidrittel nat. Gr.;
b) Aehrchen.
Hat grosse Aehnlichkeit mit der vorigen Art, ist aber schmächtiger und weniger biegsam als dieselbe. Halme aufrecht, 30 bis 50 cm hoch und unter der Aehrenrispe hie und da mit kurzen Härchen besetzt. Die Blätter rollen sich bald ein. Aehrenrispe am Grunde meist unterbrochen, etwa 6 cm lang; Spindel und Aehrchenstiele fein behaart, ad. 6 und 7.
Seltener als die Kammschmiele; an trockenen, sandigen Abhängen, auf Sandfeldern und in Kiefernwaldungen. (Synonyme: Aira glauca Sehr., Poa glauca Schk., Festuca glaucescens Roth.)
Quellgras, Catabrosa aquatica P. B.
Taf. 27, Fig. 3:
a) Teil des Halms mit Blatt und Rispe in nat. Gr.
b) blühendes Aehrchen.
Wurzelstock kriechend, mit Ausläufern. Halme aufsteigend, 20 bis 50 cm hoch. Scheiden der linealen Blätter zur Hälfte geschlossen. Die aufrechte Rispe gleichmässig ausgebreitet. Die blassgrünen, oft violett überlaufenen Aehrchen zwei- oder einblütig. Die 3-rippigen Decksp. am oberen Ende weisshäutig. Frucht 4-kantig, ad. 6 bis 9.
In und an stehenden Gewässern; nicht häufig. In manchen Gegenden unter dem Namen „Süssgras“ als Futtergras geschätzt. Synonyme: (Glyceria aquatica Presl., Aira aqu. L., Poa airoides Koel.)
Aus: J. Sturm’s Flora von Deutschland, Nachdruck nach 1900 mit Chromolithographien (Ernst H. L. Krause: Schriften des Deutschen Lehrer-Vereins für Naturkunde).