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Sturms Flora von Deutschland, Band 3: Echte Gräser (Gramineae) – Tafel 30

Knäuelgras, Dactylis glomerata L.
Kammgras, Cynosurus cristatus L.

Knäuelgras, Dactylis glomerata L.
Taf. 30, Fig. 1:
a) Ganze Pflanze;
b) ein Rispenast mit mehreren Aehrchen-Knäueln;
c) ein Aehrchen in natürl. Gr. u. vergr.;
d) die Hüllsp.;
e) die Deck- und Vorsp.;
f) die Blüte;
g) der Stempel und die Vorsp.
Dichte Rasen bildend. Halme aufrecht, 30 bis 125 cm hoch. Blätter breit, lineal, schmal zugespitzt; ihre Scheiden geschlossen; Blatthäutchen lang. Die einseitswendige Rispe aufrecht, aus Aehrchen-Knäueln zusammengesetzt; ihre Aeste während der Blüte abstehend, später zusammengezogen. Die 3 bis 5 blütigen Aehrchen länglich, meist bläulich-grün, oft violett angelaufen, ad. 6 u. 7. Die Var. hispanica Roth, mit einer lappigen Aehre.
Auf Wiesen, an Weg- und Ackerrändern, in Wäldern und an Gräben; ein ausgezeichnetes Futtergras, welches nach der Heuernte sehr rasch nachwächst, auch Beschattung erträgt und auf schwerem, feuchtem Boden hohen Ertrag giebt. Die Blüten sind (nach Kirchner) „schwach protogynisch mit langlebigen Narben. Die Staubfäden haben sich noch nicht völlig gestreckt, die Antheren sind noch nicht aufgesprungen, wenn die Narben bereits entwickelt sind und seitlich zwischen den auseinandergespreizten Spelzen hervortreten. Haben die Staubfäden ihre volle Länge erreicht, so schlagen sie sich nicht nach unten, sondern bleiben ziemlich steif und gestreckt, so dass jetzt leicht spontane Selbstbestäubung eintreten kann. Die Narben erscheinen nach der Entleerung der Antheren noch frisch“. Das Aufblühen der Aehrchen erfolgt in den Morgenstunden, etwa von 6 Uhr an.
Am Knäuelgras leben im Mai die Raupen von Erebia Medea Hb., von Lasiocampa potatoria L. und Agrotis xanthographa F.; sie nähren sich von den Blättern. Im Spätsommer trifft man an den Samen die Raupen von Aechmia desiderella FR. In den Blättern minieren die Räupchem von Elachista atricomella St. und E. argentella Cl.
Kammgras, Cynosurus cristatus L.
Taf. 30, Fig. 2:
a) Aehrenrispe in nat. Gr.;
b) ein unfruchtbares und ein fruchtbares Aehrchen;
c) ein blühendes Aehrchen;
d) ein unfruchtbares Aehrchen;
e) eine Blüte mit Deck- und Vorspelze.
Das Kammgras bildet lockere Rasen. Die aufrechten, dünnen, steifen Halme sind am Grund oft gebogen und 25 bis 60 cm hoch. Die kurzen, schmal-linealen Blätter meist kahl. Die Aehrenrispe aufrecht, grasgrün. Hüllsp. gekielt; die Decksp. der fruchtbaren Aehrchen mit kurzer Granne. Die unfruchtbaren Aehrchen aus 5 bis 10 grannenlosen Spelzen zusammengesetzt, ad. 6 u. 7.
Das Kammgras wächst auf trockenen Wiesen und Triften und ist ein zartes, gutes Futtergras. Es wird auch zur Anlage von Rasen verwendet. Die Blüten sind nach Hildebrand homogam. Fremd- und Selbstbestäubung sind in gleicher Weise begünstigt. Die roten oder gelben Antheren stehen anfangs auf langen, steifen Staubfäden, sind aber bald überhängend. Die Narbenäste treten weit zwischen den Spelzen hervor. Die Bestäubung geht morgens zwischen 6 und 7 Uhr vor sich. (Synonyme: Phleum cristatum Scop.)
Aus: J. Sturm’s Flora von Deutschland, Nachdruck nach 1900 mit Chromolithographien (Ernst H. L. Krause: Schriften des Deutschen Lehrer-Vereins für Naturkunde).