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Sturms Flora von Deutschland, Band 3: Echte Gräser (Gramineae) – Tafel 33

Felsen-Rispengras, Poa caesia Sm.
Hain-Rispengras, Poa nemoralis L.

Felsen-Rispengras, Poa caesia Sm.
Taf. 33, Fig. 1: Rispe in nat. Gr.
Dichte Rasen, blau bereift. Halme steif aufrecht, spärlich beblättert, 10 bis 25 cm hoch. Blätter rauh; ihre Scheiden die Halmglieder an Länge überragend und daher die Knoten deckend; Scheide des obersten Blattes meist länger als die zugehörige Spreite. Blatthäutchen kurz und abgestutzt, ad. 6 und 7.
Standort: an sonnigen Felsen der Alpen und Voralpen, im Riesengebirge und mährischen Gesenke. (Synonyme: Poa glauca Sm., P. Gaudini R. S., P. aspera Gaud.)
Hain-Rispengras, Poa nemoralis L.
Taf. 33, Fig. 2:
a) Rispe in ca. nat. Gr.;
b) Teil eines Blattes mit Blatthäutchen;
c) Aehrchen.
Schwache Rasen bildend. Halme aufrecht, am Grunde oft etwas gebogen, nur bis über die Mitte mit Blättern, 30 bis 75 cm hoch. Blätter, namentlich das oberste, lang und letzteres meist wagrecht abstehend. Blattscheiden kürzer als die Halmglieder, daher die Knoten entblösst; die oberste Blattspreite länger als ihre Scheide. Blatthäutchen sehr kurz, gestutzt oder fast fehlend. Rispe aufrecht, ausgebreitet, mit rauhen Aesten. Aehrchen klein, ei-lanzettlich, 2- bis 5blütig. Hüllsp. am Rande und auf dem Rücken mit Flaumhaaren. ad. 6 und 7.
Standort: in Wäldern und Gebüschen häufig. Das Hain-Rispengras ändert nach dem Standort vielfach ab: an schattigen Waldstellen die Var. vulgaris Gaud. mit glatten, dünnen Halmen, lockeren Rispen und meist 2blutigen, kleinen Aehrchen; an sonnigen Waldstellen die Var. firmula Gaud. mit steif aufrechten, bis 75 cm hohen Halmen, ausgebreiteten Rispen und 3- bis 5blütigen Aehrchen; an dürren Stellen und Mauern die Var. coarctata Gaud. mit hohem Halme, zusammengezogener Rispe und durch Wollhaare verbundenen Decksp.; an feuchten, offenen Waldstellen die Var. rigidula Koch, mit schärflichen Halmen und Blattscheiden, grosser, aufrechter Rispe mit abstehenden Aesten und 3- bis 5blütigen Aehrchen, in welchen die Decksp. durch Wollhaare miteinander verbunden sind; in Gebirgen die Var. raontana Gaud. und glauca Koch.
In Blattminen leben die Räupchen von Elachista exactella HS., von E. nigrella Hw. und E. gragsoni Stt. An Poa nemoralis vulgaris trifft man nicht selten die Gallen von Cecidomyia graminicola Kalt. Die weiblichen Gallmücken legen Ende Mai oder Anfang Juni 3 bis 7 Eier an die obersten Halmknoten. Die Maden verursachen eine zottige Galle; die Rispe verkümmert entweder ganz oder bleibt unansehnlich. Die Püppchen überwintern in den Fächern der Galle, und im Mai schlüpfen die Mücken aus.
Aus: J. Sturm’s Flora von Deutschland, Nachdruck nach 1900 mit Chromolithographien (Ernst H. L. Krause: Schriften des Deutschen Lehrer-Vereins für Naturkunde).