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Sturms Flora von Deutschland, Band 3: Echte Gräser (Gramineae) – Tafel 5

Reisgras, Leersia oryzoides Siv.
Glanzgras, Phalaris arundinacea L.

Reisgras, Leersia oryzoides Siv.
Taf. 5, Fig. 1:
a) Halmende mit Rispe, verkl.:
b) geschlossenes Aehrchen, darunter Wimpern der Decksp.;
c) blühendes Aehrchen mit Stempel und Schüppchen.
Wurzelstock kriechend (daher: Reisquecke); Halm aufrecht, 75 bis 150 cm hoch. Blätter sehr rauh, am Rand mit kurzen Stacheln. Rispe aufrecht, ausgebreitet, nur in warmen Jahren aus der Scheide des obersten Blattes hervortretend. Aehrchen halboval, gewimpert. Decksp. fünfrippig, mit steif gewimpertem Kiel; Staubgefässe drei. 8 und 9.
Die hervortretende Rispe ist meist ganz unfruchtbar; die in der Scheide zurückbleibenden Rispenäste besitzen kleistogame Blüten und tragen Früchte. Das aus Italien stammende Reisgras kommt bei uns an Gräben, Ufern und andern feuchten Orten sehr zerstreut vor. (Synonyme: Oryza clandestina A. Br.; Phalaris oryzoides L.)
Der hierhergehörige Reis (Oryza sativa L.) wächst in Sümpfen und an Flussufern in Afrika und Ostindien wild. Er wird seit uralten Zeiten kultiviert, und ist wohl die wichtigste Getreideart: kein anderes Getreide ernährt so viele Menschen; er ist die tägliche Speise der Chinesen, Japanesen und Inder. Aus Reis bereitet man den Arak, in Japan die Sake. Viele Varietäten.
Glanzgras, Phalaris arundinacea L.
Taf. 5, Fig. 2:
a) Rispe ca. 1/2 nat. Gr.;
b) Aehrchen.
Wurzelstock dick, kriechend. Halm aufrecht, 1 bis 2 m hoch, an den untersten Knoten meist wurzelnd. Blätter am Rande vorwärts rauh, gross, graugrün. Rispe aufrecht, spitz, 15 bis 20 cm lang, oft rötlich oder violett überlaufen; Aeste während der Blüte weit abstehend, nach derselben zusammengezogen. Aehrchen büschelig zusammengestellt, Hüllsp. kahl. Die Schuppen lineal und behaart, ad. 6 und 7.
Die Blüten sollen schwach protogyn bis homogam sein. Die Narben können anfangs mit Pollen aus älteren, später aus der gleichen und zuletzt noch aus jüngeren Blüten bestäubt werden. Die Bestäubung geht vormittags vor sich. Die Staubbeutel sind schmutzig rötlich, der Pollen ist weiss.
Das Glanzgras wächst häufig in Altwassern, an Teichen und Seen, Bächen und Flüssen, und steht nicht selten bald im Wasser bald auf dem Trockenen. Seine Stocksprossen dringen sowohl hier als dort rasch vorwärts. Die grossen Blätter drehen sich mit den Scheiden bei starken Winden wie Windfahnen um die Halme; werden sie unter Wasser gesetzt, so schützen papillenartig vorgewölbte Hautzellen die Spaltöffnungen vor dem Eindringen desselben.
Vor der Blütezeit geschnitten, ist das Glanzgras ein nahrhaftes Futter für das Vieh; später benützt man es als Streu.
Aus: J. Sturm’s Flora von Deutschland, Nachdruck nach 1900 mit Chromolithographien (Ernst H. L. Krause: Schriften des Deutschen Lehrer-Vereins für Naturkunde).