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Das Mark in dem Stengel und den Stielen der Distel
Bild Bild aus: Ledermüller, Mikroskopische Gemüths- und Augen-Ergötzungen, Tafel 91

Das Mark in dem Stengel und den Stielen der Distel
Ein kleines Scheibgen von dem Distelmark, dessen natürliche Grösse bey a. zu sehen, ist nicht weniger ein Betrachtungswerther Gegenstand für die Liebhaber der Natur- besonders der Pflanzenkunde. Es hat vieles mit dem Hollunder und Bimsenmark gemein, und siehet einem künstlich geflochteten Gitter, Nez oder Gewebe gleich, welches aus lauter Sechsecken bestehet, deren Theile kleinen Blasen, ähnlich kommen.
In der Mitte des Scheibgens ist ein Loch b. weil der ganze Stengel durchaus hol ist. An dem Rande befinden sich noch besondere Saft- und Luftgänge, welches die grosen und kleinen Kugelförmigen Figuren anzeigen; Aussen aber an der Rinde des Stengels, siehet man eine sehr feine weisse Wolle hangen, wovon ich auf der Kupfertafel nur ein einiges Härlein oder Fäserchen fig e. vergrössert abgemalet.
Weilen aber diese Wollenfasern, wann sie noch frisch am Stengel sind, ein ganz anderes Ansehen im Mikroskop machen, als wenn sie ihren Saft verlohren, so habe ich fig. c. einige so vorgestellet, wie sie ersternfalls, nemlich frisch, aussehen, da sie ihr innerlicher Saft wie einen Schlauch auftreibt und gleich rund macht. Man wird auch keine Glieder oder Abtheilungen daran wahrnehmen. So balden sie aber nur anfangen auszudunsten oder trocken zu werden, alsogleich erkennet man auch im Mikroskop, daß sie Glieder oder Absätze d. haben, welche sich alsdenn dem Auge vollkommen deutlich darstellen, wenn sie ganz vertrocknet und dürre sind. Dann sehen sie beynahe, wie ich schon neulich angemerkt, dem dürren Mark in einem Federkiel gleich, welches die fig. e. auch auf dieser Kupfertafel am besten erklären wird.