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Die Schnackenmücke
Bild aus: Ledermüller, Mikroskopische Gemüths- und Augen-Ergötzungen, Tafel 85

Die Schnackenmücke wird uns hier präsentiert. Im Süden Deutschlands heißen die Stechmücken „Schnaken“ und auch Ledermüller kannte sie unter dieser Bezeichnung. Hier sein Text:
Nachdem ich versprochen, die auf der 79sten Kupfertafel Fig. e. in natürlicher Grösse angebrachte Schnackenmücke auch vergrössert vorzustellen, so liefere ich hier dieselbe und mit ihr ein Insekt, welches für die Liebhaber der Mikroskope, gar viele betrachtenswerthe Theile hat. Der Kopf a. hat zu beeden seiten zwey polsterende grüne Augen, welche sechseckicht gegittert sind, wie die Augen der Libellen. An denselben stehen auf zwey Polstern oder Plattenkugeln, die Fühlhörner c. davon ein jedes 10. Glieder hat, und mit denen feinsten Haaren, besonders oben an den spitzen der Fühlhörner, besetzt sind. Zwischen diesen siehet man noch zwey dickere mit braunen Federn bedeckte Stangen d. welche den Stachel umgeben und nur drey Glieder haben. In deren Mitte, wie gedacht, der Stachel e. stehet, den ebenfalls dergleichen Federn wie Fischschuppen, zierlich decken. Ich habe kein Gelenke daran wahrgenommen. Es ist aber dieses eigentlich nur die Röhre oder Scheide des sehr feinen Stachels f. der Menschen und Vieh so empfindlich verletzen kan. Er ist so rund und glatt und fein zugespitzt, daß man auch nicht die allergeringste Ungleichheit mit denen besten Gläsern, daran erkennen mag. Swammerdamm hat ihn zergliedert und denselben mit seinen fünf Angeln in Kupfer vorgestellet dessen Zeichnung ich hier ebenfalls als Figur g. angebracht, weilen mir dieser Versuch noch nicht gelingen wollen. Es glaubte Swammerdam, diese fünf Angeln dienten etwa dazu, als so viel spietzige Pfriemen, die Oefnungen in denen Schweißlöchern der Haut, und darinnen das Blut durch ihre wiederholte Bewegung desto geschickter zu machen, aus der Wunde durch die lange Röhre hinauf zu steigen. Bey allen Schnacken ist dieser Stachel nicht von gleicher Grösse, und bey einigen nur so kurz als der stachel einer Lauß. Auch hat es verschiedene Arten von Schnacken, wie ohne Zweiffel jedem Liebhaber der Naturkunde schon bekannt seyn wird. An dem Kopf ist der Halß h. wo sich der Rücken i. anschließt, der mit den feinsten Haaren besetzt ist. An denen beeden Seiten desselben stehen die zwey Flügel k. und unter den Flügeln die beeden Hämmerlein i. womit die schnacken ihr Geräusche oder Gesumse machen, welche weißlicht an Farbe und gleichsam aufgeblasen und aufgespannt sind. Der Bauch hat acht Ringe und ist nicht mit Federn sondern Haaren bedeckt. An selbigen sind die sechs Füsse angefügt, so ebenfalls mit braunen Federn ausgeziert, und am äussersten Ende zwey krumme scharfe Krallen oder Hacken haben. So gefährlich nun dieses Inseckt überhaupts wegen seines Stachels ist, so angenehm wird es jedoch dem Naturforscher vor dem Mikroskop, nnd nur allein seine Flügel sind einer langen Betrachtung würdig. Es ist nicht möglich, alle die von der ewigen Weißheit hier ausgestreute Schönheiten, mit der Feder zu beschreiben. Die Haut oder Membran des Flügels, so mit den feinsten Nerven oder Luftröhrchen durchflochten, die darauf stehenden unzählichen Wärzgen, so hier nur mit Punkten bemerkt sind, und die vortrefflichen Federn, welche die Flügel schmücken, müssen mehr gesehen als gelesen werden, wenn man ihre Pracht vollkommen erkennen will. Das anatomische Bret, auch das Zirkelmikroskop, thut hierzu besonders gute Dienste, um die ganze Mücke, oder auch nur Kopf und Flügel etc. davon aufstecken und beobachten zu können.