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Mikroskopische Beobachtungen an der Kalbs- und Rindszunge – Fortsetzung
Bild aus: Ledermüller, Mikroskopische Gemüths- und Augen-Ergötzungen, Tafel 95

Und weil der vorherige Beitrag zu Tafel 94 nicht ausgereicht hat, hier noch die Fortsetzung der Beobachtungen an der Rindszunge.
Um die Laage derer Pfifferförmigen Papillen besser anzeigen zu können, zeigt sich hier die Spitze einer frischen Rindszunge von oben und unten. Es wird daher die Figur D. zu erkennen geben, wie diese Papillen oder Warzen mehrentheils um den Umfang der Zunge, sowohl aussen als auch fig. E. unten herum, in einer dreifachen Reihe hintereinander gepflanzt stehen. Die hier und dar mit untergestreute schwarze Flecken, habe ich zwar ebenfalls mit angezeigt, ich kan aber nicht bestimmen, woher sie entspringen. Dieses noch deutlicher zu erkennen, findet der g.L. hier fig. D bey a. die Nervenpapillen, b. die schwarzen, mir in Ansehung ihres Endzweckes und Ursprungs unbekannten Flecken, c. die Fiebern und Nerven sogleich unter der obersten Hornhaut zu sehen, und gleichsam ein breites Nervenband über dem Zungenfleisch d. formiren. Fig. E. den untersten ganz glatten Theil der Zungenspitze e, mit denen herumsitzenden Wärzen oder Pfifferförmigen Papillen f.
Fig. F. stellet dieses Nervenband mit seinen darzwischen liegenden Fleischfiebern und Mäußlein vergrössert vor, und zwar durch die streicherische Linse, Numer. 6. mit Hackenpapillen g. und Nerven h. unter dem zusammengesetzten Mikroskope betrachtet.
Numer I. aber ist eine Papille von dem hintersten auch dem mittlern Theil der Zunge, gleichfalls unter dem Marschallischen Mikroskop beobachtet, deren wahre Grösse und äusserliche Gestalt a. zu erkennen gibt, und b. durch Numer 3. vergrössert darstellet. Ich habe oben schon angemerkt, daß diese erste Art der Papillen geschlossenen Klapperrosen Knöpfen mit 5. Blättern, gleich sehen, welche in der Mitte eine kleine Oefnung und einen kleinen runden vertieften Kranz oder Graben, um sich herum haben, in welchen sie vertieft stehen. Diese sollen nun durch ihre zusammenziehende Bewegung verursachen, daß die Empfindung von denen in sich gezogenen aufgelößten Salztheilchen, oder der Geschmack, viel länger anhalte als in denen übrigen Zungenwärzgen so auf der Spitze der Zunge oben und unten befindlich sind.
Numer II. hingegen sind diejenigen Pfifferähnliche Wärzgen oder Nervenpapillen, welche vorn auf der Zunge auch unter denen Hackenwärzgen, mit ausgestreuet zu sehen sind; bey b. zeigen sie sich natürlich mit ihren Nerven c. so d. und e. vergrössert anzeigt. Eine jede hat ihren eigenen Warzenkopff. f. f. f. der mit vielen kleinen Schweißlöchern gleichsam durchbohrt ist, und dann seinen besondern Nerven, alle drei aber zu weilen auch deren 4. und 5. entspringen aus einem einigen Hauptast, der sich in dem Zungenfleische verlieret, auf seinen Zweigen aber wie gedacht die Köpfe der Wärzgen sizend hat. Es lassen sich diese Wärzgen und ihre unter der Haut steckende Nerven nicht anderst als mit der größten Gedult und Mühe beobachten. Hier ist der Vortheil Meister. Oefters wollen alle Mikroskope nicht dazu dienen. Das Zirkelmikroskop nebst dem zusammengesetzten, thun zwar sehr gute Dienste, wenn man einmal so glücklich geworden die Warze mit ihren Nerven aus dem Fleisch gebracht zu haben; Alleine dieselbe im Fleisch selbst noch zwischen der Haut stecken zu sehen, dazu gehört die blose Hand, und ein Mittelglas so Numer 4. seyn kan. Mit diesen wendet man sich an einem hellen Tag gegen das Fenster oder bey Nacht gegen das Licht, schneidet sich ein gutes stück Fleisch aus der Zunge, einige Loth schwer und untersucht es sodann nach Ablösung der obern Haut, so genau als man mit der Linse und der Hand hinkommen kan. Wovon zu anderer Zeit g.G. ein mehrers an einem andern Ort bekannt machen werde.