Stichworte: Eukaryoten, Fauna, Mikroskopie, Protisten, ZiliatenBewie's Mikrowelt

Bursaria truncatella

Bursaria truncatella ist ein eindrucksvoller Protist. Er ist zwischen 250 und 1700 µm lang und damit schon mit der Stereolupe gut zu beobachten. Nach Foissner tritt die Art in 2 ziemlich stabilen Größen-Variationen auf: 250 – 500 x 150 – 300 µm (kleine Varietät), 500 – 1000 x 300 – 600 µm (große Varietät). Übergänge kommen vor. Die Merkmale listet Foissner wie folgt auf:

  • Gestalt meist ausgeprägt beutelförmig, vorne etwas verschmälert und breit quer bis leicht schräg abgestutzt, hinten etwas verbreitert und breit gerundet oder leicht verschmälert und rundlich zugespitzt.
  • Wenig bis deutlich (2 : 1) abgeflacht, ventral annähernd eben, dorsal gewölbt.
  • Makronucleus wurmförmig, verschlungen, sehr lang, selten in mehrere kleine Stücke „zerbrochen“.
  • Etwa 300 bis 500 kontraktile Vakuolen, die nur 10 – 20 µm groß und daher schwierig erkennbar sind. Sie liegen im ganzen Cortex und sind etwa 30 – 40 µm voneinander entfernt.
  • Extrusome (Mucocysten) klein, meist 3 x 1.5 µm, bilden einen deutlichen Saum, färben sich intensiv mit Methylgrün-Pyronin, verlängern sich beim Ausstoß auf 50 µm lange Fäden, die ein dichtes Netz um die Zelle bilden.
  • 140 bis 250 leicht spiralig verlaufende Wimpernreihen, die sehr dicht bewimpert sind, da die Wimpern so wie bei anderen Colpodiden in Paaren stehen (schwierig erkennbar). Wimpernreihen gleichmäßig am ganzen Körper verteilt.
  • Mundöffnung riesig, nimmt das ganze Vorderende ein, verlängert sich schlüssellochartig bis auf die Mitte der Ventralseite, wodurch eine rechte und linke Mundwand entstehen. Die Mundöffnung geht in eine riesige, hornförmige Mundhöhle (Vestibulum) über, die fast bis zum hinteren Körperende reicht. An der linken Wand dieses riesigen Trichters zahlreiche adorale Organellen, die ein sigmoides Band bilden. Auf der Kante und der Innenseite der rechten Trichterwand viele kurze Wimpernreihen, die ein langes, schmales Band bilden. Sie liegen auf einem flachen Wulst, dem sogenannten Septum und sind dem rechten Wimpernfeld der Colpodiden homolog. Dorsale Trichterwand nicht bewimpert.

Bursaria truncatella ist eine gefräßige Zelle, die Algen, Flagellaten, Ciliaten, aber auch Mehrzeller wie Rädertiere frisst. Unter den Ciliaten verspeist sie gerne Paramecien. Kommt auf der ganzen Welt vor, man findet diesen Protisten in Wasserpfützen und Baumhöhlen, aber auch in perennen Gewässern wie Teichen, Weihern, Seen. In astatischen Gewässern wie Pfützen kann Bursaria Ruhezysten bilden.

Gut zu sehen: Die beutelförmige Gestalt von Bursaria truncatella mit der großen Mundöffnung auf der linken Seite, die sich auf dem „Bauch“ des Ziliaten bis in die Zellmitte verlängert.
Bei dieser Zelle liegt der Fokus auf der Mundhöhle, die einen erheblichen Teil des Ziliatenvolumens beansprucht.
Auch auf diesem Bild erkennt man die hohle Gestalt des Ziliaten. Nicht umsonst wird er als beutelförmig bezeichnet.
Hier noch einmal die Vorderseite mit der schlüssellochartigen Öffnung der Ventralseite.
Literatur
  • Foissner W, Berger H, Kohmann F (1992): Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems, Band II. Informationsberichte des bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft.
  • Streble, Krauter Bäuerle: Das Leben im Wassertropfen – ein Bestimmungsbuch; Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH, Stuttgart.