Stichworte: Historie, Ledermüller, MikroskopieBewie's Mikrowelt

Das Coccum Polonicum oder Eine Art deutscher Cochenille
Bild aus: Ledermüller, Mikroskopische Gemüths- und Augen-Ergötzungen, Tafel 32

Auf der Tafel 28 hatte Ledermüller die Cochenille-Läuse dargestellt, die den teuren Farbstoff Karmin liefern. Hier bildet er das Coccum polonicum ab und schreibt dazu: „Diees Kockum Polonikum ist also, wie gedacht, ein Kugelförmiges Korn, welches die Grösse eines weissen Pfefferkorns hat, leicht und violetroth an der Farbe ist, mit einer dünnen Haut überzogen, einen blutrothen Saft in sich enthaltend und hängt an den Wurzeln einer kleinen Staude oder Pflanze Polygon oder Skleranthus genannt, daher es auch öfters mit einer braunen erdene Rinde überzogen ist.“
Skleranthus gehört zu den Nelkengewächsen, an den Wurzeln der Pflanze schmarotzt eine Schildlaus, die Ledermüller beobachtet hat. Da sie einen roten Farbstoff abgibt, spekuliert er, ob man mit Hilfe dieses Tierchens wohl das viele Geld, das für Karmin aus Übersee ausgegeben wird, einsparen könnte. Tatsächlich mussten in Deutschland früher Leibeigene diese Laus einsammeln und ihren Tribut in Form bestimmter Mengen dieser Schildlaus entrichten.