Stichworte: Haut, Histologie, Mikroskopie, SäugetierhistologieBewie's Mikrowelt

Haarfollikel

Wie ein Haar in der Haut verankert ist, wie es wächst, bewegt und geschmiert wird, zeigt dieses Bild. Oben sieht man blaurot die oberflächliche Schicht der Haut das Epithel; in der Mitte senkt es sich nach unten ab und bildet einen Kanal bis zur linken unteren Ecke des Bildes. In diesem Kanal sieht man ein längliches Gebilde, dessen Farben von gelb bis rot wechseln. Dies ist das Haar. Dort wo es gelblich ist, verlässt es die Schnittebene und ist deshalb weiter oben nicht mehr zu sehen. Unten, wo es rot erscheint, liegt es dicht am Epithelkanal an. Dort wird es aufgebaut: Die Epithelzellen liefern die Hornplättchen, aus denen das Haar zusammengesetzt wird. Immer mehr solcher Plättchen lagern sich unten an, verkleben miteinander und schieben das Haar sehr, sehr langsam, aber stetig durch den Kanal nach oben. Diese Konstruktion nennt man den Haarfollikel.

Es gibt aber noch mehr zu sehen. Im unteren Drittel des Bildes ragt ein längliches, blaurotes, streifiges Gebilde schräg nach links oben. Der dickere Teil besteht aus glatten Muskelzellen, die über eine kleine bindegewebige Sehne mit dem unteren Teil des Haarfollikels verbunden sind. Zieht sich dieser kleine Muskel (der musculus arrector pili) zusammen, wird das üblicherweise schräg aus der Haut herausragende Haar senkrechter gestellt. Bei Tieren sträubt sich dann das Fell, die lufthaltige Hüllschicht um das Tier wird dicker, der Schutz vor Kälte verbessert. Zum Teil aktivieren Tiere den arrector pili auch, um durch die hochgestellten Haare bei Gefahr einfach größer zu erscheinen und den Gegner zu beeindrucken. Beim Menschen ist dieser Mechanismus noch vorhanden, aber da es bei uns nicht mehr so viele starke, sondern meist nur sehr dünne Haare gibt, sieht man meist nur eine Gänsehaut. Allenfalls auf dem Kopf stehen dann „die Haare zu Berge“. Wobei beides einen gewissen emotionalen Ausnahmezustand signalisiert. Der arrector pili ist also gewissermaßen nicht nur Witterungsschutz, sondern auch ein Instrument der Körpersprache.

Über dem Muskel sieht man ein helles wabenartiges Gebilde. Das ist eine Talgdrüse, die in den Follikel mündet. Sie bildet, wie ihr Name vermuten lässt, den fettigen Tag, der kontinuierlich abgegeben wird und das Haar fettet, glatt und wasserabweisend macht. Kontrahiert sich der arrector pili, wird meist auch mehr Talg nach außen gedrückt, was wiederum die Isolation der Außenhülle verbessert. Auf der gegenüberliegenden Seite des Follikels, weiter unten, sieht man noch ein rundes Feld mit Talgdrüsenzellen, deren darüber liegender Ausführungsgang in den Follikel aber nur noch teilweise angeschnitten und undeutlich erkennbar ist.

Die grünen gewellten Streifen im Bild sind das Bindegewebe der Haut, in das noch einige andere, weniger gut erkennbare Strukturen wie Blutkapillaren oder auch kleine Stückchen von Schweißdrüsengängen eingestreut sind.

Das Bild unten zeigt ein Stück Haar im Rasterelektronenmikroskop. Man sieht die schuppige Zusammensetzung. All diese übereinander geschichteten Plätchen, sind aus verhornten Zellen des Epithels entstanden.