Stichworte: Historie, Ledermüller, Mikroskopie, Bewie's Mikrowelt
Ledermüllers Ergänzungen, IX. BriefIX. Brief
Damit ich Ihnen das neue Universal-Mikroskop nunmehro gar vollständig bekannt mache; so übersende ich hier noch drey dazu gehörige Zeichnungen. Von diesen leget Tab. XIII. das ganz zusammengesezte Anatomische Zirkel-Mikroskop mit dem Bretgen; Tab. XIV. aber das sogenannte Marschallische oder zusammengesezte mit seinen Theilen, und Tab. XV. eine zu nächtlichen Beobachtungen erfundene Lampe, Denenselben vor die Augen. Es wäre zwar so gar nöthig nicht gewesen, dem Universal-Mikroskop auch die cylindrische Röhre noch beyzufügen, weil schon das Zirkel-Mikroskop selbsten eben diese Dienste verrichtet die man sonst von dem Composito erwartet: allein da es verschiedene Liebhabere giebt, welche daran gewöhnt sind; so sollte auch diesen ein Genügen geleistet werden, um an der Vollständigkeit dieses Instruments nichts ermangeln zu lassen. Ich will die eigenen Worte Sr. Excellenz hier beyfügen:
,, Beyliegend werden Ew. ec. einen zweyten Abriß erhalten. Es ist dieses der Entwurf meiner ersten Gedanken von Verbesserung meines Mikroskops.. So flüchtig derselbe auch gerathen ist, so werden Sie doch aus demselben weit besser ersehen, was meine Meynung ist, als aus aller weitern Beschreibung, die ich davon machen würde. Eine bessere Zeichnung habe ich nach Frankfurth an den dasigen Mechanikum, Milchmeyer, geschickt, nach welcher er das Ccmpositum verfertigen soll.
Es giebt verschiedene spielende Liebhaber, auch solche, welche an die lange Röhre gewöhnt sind; und für diese bringe ich diese Verbesserung an, und zwar der Bequemlichkeit wegen. Ich bin der Meynung, es sey dieses das nehmliche, welches Herr von Büffon anpreiset, und womit Herr Needham und Er, so schlecht gesehen haben.
Ich beharre ec. Bonnland den 15 Jenner 1762.„
Da beede Mikroskope, das Anatomische und Compositum, sich besonders anzuschaffen dem Beutel öfters sehr empfindlich fällt; so wird niemand wiedersprechen, daß Se. Excellenz, der Herr Geheime Rath recht vielen Liebhabern eine besondere Gefälligkeit mit dieser so vortheilhaften Erfindung erwiesen haben; indem nunmehro das ganze Universale um eben den Preiß gemacht werden kan, als nur allein die an sich vortreffliche D. Lieberkühnische Maschine, so bey Johann Georg Mitsdörffern in Berlin zu bekommen ist, erkauft werden kan.
Ohngeachtet ich nun leicht glaube, daß Sie, mein Werthster, den Gebrauch von diesen hier beyliegenden Instrnmenten, von selbsten machen können; so will, ich Ihnen doch noch am Schluße dieses Briefs, alle drey Zeichnungen kürzlich erläütern. Es zeigt Ihnen die
XIII. Tafel Den aufgestellten Zirkel.
a. Der aufgestellte Zirkel, der oben auf den Kästgen bey b. eingeschraubt ist. In den kurzen Schenkel des Zirkels wird die Zwinge o. in l. eingeschraubt, und alsdann das kleine Anatomische Bret n. das oben unter dem Deckel des Kästchens schon beschriebener massen eingeschoben liegt, in l. bevestiget.
Den Frosch, Fisch oder ein anderes Thier, an welchem Sie den Kreislauf der Säfte sehen wollen, müssen Sie sich von der andern oder hintern Seite, aufgezweckt einbilden. Ich habe hier nur mit c. etwas von dem über dem Loche durchscheinenden Gegröße, mit d. aber die durch das Bret gehende vier Zwecke angezeigt, vermittelst welcher der Frosch auf der hintern Seite ausgespannet werden kan.
An dem langen Zirkelschenkel wird oben das Mikroskop e. in dem dazu bestimmten Ringe f. gebracht, wodurch die Beobachtungen ganz bequem, vest und ruhig angestellet und gesehen werden können.
Die vierzende Tafel stellet hingegen die Theile vor, welche zu dem zusammengesezten Instrumente gehören. Sie find folgende: Es stehet auf der
XIV. Tafel Die cylindrische Röhre
a. Die cylindrische Röhre mit zwey Gläsern, welche unten in einem doppelten meßingen Ringe b. und vermittelst des Theils c. an dem einen Schenkel des Zirkels angeschraubt wird. Dieser Arm ist bey d. getheilt, dessen obere Helfte an dem obern Ringe b. gleich wie die untere an dem untern Ringe e., angelöthet ist.
Dieses soll die Figur f. Ihnen deutlicher machen, und zeigen, wie beede Ringe auf einander stehen, und von innen anzusehen sind, wann die Röhre abgeschraubt ist.
ff. Ist die Schraubenmutter, in welche die Röhre a. geschraubt wird. g. bemerkt das vertiefte Loch für die Lentille, oder das Vergrößerungsglas, welches in dem untern Ringe e. in einer Vertiefung h. angebracht ist. i Zeigt den Einschnitt in dem untern Ringe e. an, wodurch der silberne Spiegel k. zur Erleuchtung geschoben werden muß, auf welchem zu dem Ende ein mößinges Blech anfgelöthet ist, welches das Einschieben des Spiegels befördert.
m. und n. sind die zwey Ringe geöffnet, mit erstbeschriebenen Theilen f, g. h. i. Die Ringe müssen deswegen zur Oefnung eingerichtet werden, damit die Lentillen eingelegt werden können.
Der untere Ring ist vielmehr eine Scheibe von Messing, mit der Vertiefung h. und den Lentillenloch g. Wenn die Lentille eingelegt, so wird diese Scheibe n. alsdenn wieder unter den Ring m. gebracht, wann zuvor bey i. der Spiegel k. vermittelst des Blechs 1. eingeschoben worden ist.
Die Figur o. ist die Form des Lentillen-Futters, in welches vorher die Lentille gelegt werden muß, ehe sie in die Vertiefung k. gebracht wird. Es ist dieses sehr vortheilhaft und bequem, zur geschwinden Verwechslung der verschiedenen Vergrößerungsgläßer; weil man mit dem sonst gewöhnlichen einschrauben derselben, an der Beobachtung nicht aufgehalten wird. Zu einer jeden Lentille gehört ein besonderes Hütlein oder Futter, wie Sie es, mein Werthester, selbst begreiffen werden, damit ein jedes Futter mit seiner Lentille desto geschwinder in die Vertiefung h. eingelegt werden kan. Bey p. habe ich endlich noch den Durchschnitt der untern Scheibe n. mit anfügen wollen.
Sie werden leicht erkennen, daß alle diese Theile so leicht, als es möglich ist, gearbeitet seyn müssen, um den Schenkel des Zirkels nicht allzusehr zu beschwehren. Am besten werden sie thun, wann Sie die obere Cylindrische Röhre von Pappendeckel machen und mit grünen Leder, oder Pergament überziehen lassen, dergleichen die Futteralmacher und Buchbinder zu machen pflegen, wann man nicht selbst damit umgehen mag. Sie können auch den zweyten Spiegel dazu gebrauchen, um Ihr zu beobachtendes Objekt von unten auf noch mehres zu erleuchten.
Noch ist auf der
XV. Tafel Die Lampe
übrig, die Sich Se. Excellenz der Herr Geheime Rath zu nächtlichen Beobachtungen, zusammengesezt haben.
Ich werde wohl nicht nöthig haben, Ihnen bey einer so deutlichen Zeichnung eine weitere Beschreibung zu machen. Ich will nur anmerken, daß sie aus zwey Schenkeln a. b. von Meßing auf einem Kreuzgestelle c. bestehet, auf dessen einem a. die Lampe d. selbst, auf dem andern Schenkel b. aber eine reine gläserne Kugel e. mit Wasser gefüllt ruhet, die in einem Kreuz von zwey gebogenen Halbkugeln von Stahl oder Meßingblech f. schwebet. Den Gebrauch werden sie besser finden, als ich Ihnen schriftlich an die Hand geben kan. Ich eile diesen langen Brief zu schlüßen, und bin ec.