Stichworte: Historie, Ledermüller, Mikroskopie, Bewie's Mikrowelt
Ledermüllers Ergänzungen, XVII. BriefXVII Brief
Ein blinder Zufall hat mir Gelegenheit verschafft, daß ich Ihnen hier auf der
XXXIV. Tafel Das männliche Zeugungsglied einer gemeinen Fliege
ausser seiner Scheide, und also durchsichtig oder zergliedert vorstellen und mittheilen kan.
Da ich schon vor einem Jahre ein gemeines Mückenmännchen untersuchte, und das männliche Zeugungsglied zwischen zwei schüsselförmige Gläschen in den Schieber gebracht hatte; so geschahe es, daß durch den Druck des obern Gläschen,. womit ich das Objekt bedeckte, dieses Glied aus einander geschoben, und gequetscht, und also in die Gestalt gesezt wurde, wie Sie es hier erblicken werden.
Ich habe diesen besondern Gegenstand meiner nähern Beobachtung, und einer genauen Abzeichnung werth geachtet. Nun ist er mir auf einmal durchsichtig worden, da er zuvor ein dunkler Theil war, den ich auch nicht, wenn ich ihn gegen das Licht hielt, mit dem Handmikroskop sehen konte.
In dem untersten Theile 3. welcher das äusserste Ende des Hinterleibs der Mücke wäre, ist zuvor die Scheide und das Zeugungsglied verborgen gewesen, welches aus drey Absäzen bestehet. Dieser Hintertheil a ist mit vielen Wärzgen und Haaren besezt, wie die erste und zweite Scheide b und c. wann ich mich anderst wegen dieses andern Theils c. nicht irre, da ich es die andere Scheide nenne, indem es auch ein Hauptstücke der Ruthe selbsten seyn kan. An der obersten Spize d. sieht man eine eirunde Oefnung f. die ich einstweilen die Eichel nennen werde, von welcher einige braune, schlanke Gefäse, vielleicht Nerven oder Flechsen e. bis in den untersten Theil g. laufen, und allda bevestiget zu sein scheinen. Die drei ringförmigen Wulste, oder Absätze h. sind mit ungemein vielen und sehr kleinen runden Warzgen besezt. Etliche grössere aber sahe ich bei i. und an den sämtlichen Theilen des ganzen Gliedes verschiedene steife Haare. Ob endlich die aus der obersten Oefnung f. hervorgedrungene kleine eirunde Körperchen k. Saamenthierchen gewesen, kan ich mit Gewißheit nicht bestimmen; weil ich sie nicht lebendig, oder in Bewegung gesehen habe. Dann es kan gar wohl sein, daß sie unter der Zeit, da ich dieses Glied abgeschnitten, eingelegt, bedeckt und dann in das Mikroskop gebracht, durch den Mangel der Luft, das Leben verlohren haben. I. ist endlich die Natur selbst. Ich theilte nach dieser Beobachtung den Kopf der Mücke in zwei Theile, nahm die Hornhaut des einen Auges besonders herab, reinigte sie in einem klaren Wasser mit einen zarten Pensel vom Blute, und brächte sie ebenfalls in dem Schieber zwischen zwei Gläschen.
Die Abbildung so auf der
XXXV. Tafel Das Hornhäutchen eines Fliegenauges
vorstellet, ist durch Numer drei gesehen worden, welche Glaslinse die Sechsecke noch nicht erkennen läst; sondern vielmehr eiförmige Figuren in ablangen, oder rautenförmigen Vierecken vorstellet, dergleichen wirklich die Krebse durch die stärkste Vergrößerung, wie die Figur d. zu erkennen gibt, auf ihrer Hornhaut haben.
Nimmt man aber Numer o und oo zur Hand; so kommen diese Sechsecke sehr regelmäsig zum Vorschein, welche sämtlich mit einer schmalen Rame eingefasset sind. Sie sehen, mein liebwerthester Freund, auf dieser Tafel bei a. die natürliche Grösse, bei b. aber die Vergrößerung durch Numer 3. Die braunrothe Einfassung ist etwas weniges von der Haut des Kopfs, und die Sechsecke, die ich mit c. bemerkt habe, stellet die Vergrößerung, wie schon gedacht, durch Numer 00. dar.
Ich habe bereits bei der Erklärung der LVIsten Kupfertafel meiner mikroskopkischen Gemüths- und Augenergözung das meinste angebracht, was man von der Hornhaut und den Augen der Insekten sagen kan. Sie werden also erlauben, daß ich Sie dahin verweise. Ich setze nur noch eine einige Erinnerung hinzu. Lassen Sie sich nicht irre machen, wann Sie diese Sechsecke manchmal erhoben, zuweilen vertieft sehen. Diese Veränderung kommt daher, weil es eine Hornhaut ist, welche nicht allemal ganz glatt auf das Glas gebracht werden kan, und bald höher, bald tiefer liegt. Daher sehen sie kleinen tiefen Schüsselchen ähnlich, wann wir sie von der innern Seite betrachten, welche auf der Traubenhaut aufliegt. Hingegen erscheinen sie als Halbkugeln, wann ihre äusere Fläche betrachtet wird.
Uebrigens scheinet es, als ob die Natur sich in recht vielen ihrer Werke das Sechseck vor andern geometrischen Figuren zum bauen erwählet habe. Wir können es nicht allein an verschiedenen Crystallen, Salzen und andern Mineralien, besonders an denen Topasen, schon mit blosen Augen erkennen; sondern wir finden es auch, vermittelst der Vergrößerungsinstrumenten, in dem Reiche der Thiere und Pflanzen, und deren Gliedern und Theilen. Dann die meinsten Markröhren, oder Stengel der Blumen, Stauden, ja selbst vieler Bäume, wie z.B. der Sonnenblumen, der Disteln, Brennnesseln, Bimsen, Kletten des Bohnenkrautstrohes, der Kornstengel, der Zuckerwurz, der Schwarzwurz, des Beifuses, Hanfes, Wasserrohrs und Kalmusstengels, dann das Mark im Rebenholze, in den jungen Aesten der Oliven, Tannen, Eichen und des Nußbaums, bestehen aus sechseckichten Zellen, oder Blasen.
Die Hornhäutchen an den Augen der meisten Insekten, als der Bienen, Wespen, Humeln, Horneißen, Mücken, Schnacken, Libellen und Käfer, auch die Zellen und Nester der Bienen, Humeln und Wespen, ingleichen das Mark in den dicken Federribben aber nicht in den Kielen der Gänse und des andern Federviehes, ich meine an demjenigen dicken markichten Theile, woran zu beiden Seiten die Pflaumfedern stehen, besonders aber die Haar der Reh und Rehböcke sind aus sehr deutlichen sechseckichten Gefäsen und Theilchen zusammengesezt. Ich übergehe viele andere Objecte, als die Muscheln und Schuppen an Fischen ec. Damit Sie aber sehen, wie diese Hornhaut auf dem Auge der lebendigen Mücke selbsten, durch eine mittelmäsige Vergrößerung erscheinet, welches Sie ohne Zweifel schon zum öftern werden beobachtet haben; so zeichnete ich auf der
XXXVI. Tafel Einen ganzen Fliegenkopf
und zwar von der Seite, wo nur das rechte Aug angezeigt ist, damit man den Rüssel und die übrigen Theile des so schön gezierten Kopfes sehen kan. Die Mücke selbst ware der erste Bothe, der mir auf meinem Zimmer die nahe Ankunft des angenehmen Frühlings andeutete. Sie schwärmte bis in die Nacht um mich herum, und kaum war das Licht auf den Tisch gesezt, so ließ sie sich von der Flamme locken, und verlezte darüber einen ihrer Flügel, so, daß sie vor mir hin auf den Tisch niederfiel, und sich also mir selbsten zur längst gewünschten Mikroskopischen Beobachtung, gleichsam aufopferte.
Ich zwikte sogleich ein paar ihrer Füsse in die kleine Zwinge, oder den sogenannten Geisfuß, und brachte sie vor das Zirkelmikroskop mit dem silbernen Holspiegel, und dem untern Erleuchtungsspiegel. Zu der ersten Beobachtung nahm ich Numer 6. um die ganze Mücke übersehen zu können. Ich erblikte sogleich eine ganz besondere weise Farbe, welche ich noch an gar wenig Fliegen gesehen habe. Besonders war der Kragen unter dem Hintertheile des Kopfes ganz weis, und mit braunen Flecken geziert. Ehe ich aber von diesem Kragen ein mehrers melde, will ich Ihnen zuvor diese sechs und dreißigste Tafel erklären.
A. Stellet den ganzen Kopf vor durch Numer 5. betrachtet, wo
a. die Lage der Zunge, oder des Rüssels, b. die krumme Nerve, die unten an der Zunge bevestiget ist, und womit die Fliege hier etwas weniges Zucker hält, den ich ihr auf die Zunge fallen lies, c. das erste Paar kleiner und d. das obere Paar grösserer Hacken zeiget, die in dem untern Theile des Rachens k. stehen, und die Zunge zu fassen, oder zu halten scheinen, e. ist eine Wulste, die ich für die obere Lippe des Mundes halte, f. und g. sind zwei Paar mir unbekannte Theile, welche vielleicht zum Geruche dienen. Auf den zwei vordersten etwas spizig zulaufenden Polstern f. g. sind die beiden Fühlhörner h. aufgepflanzt, und hinter diesen liegen noch 2. mehr rund geformte Theile, durch welche ich einen rothen Saft, so wie zu eben der Zeit durch f. g. geschehen, laufen sah. k. ist, wie schon erwehnt, der untere Theil des Mauls, und l. ein mit Haaren stark besezter weiser Polster, welcher das Aug m. umgiebt.
B. Zeigt den Rüssel der Müke durch Num. 4. vergrößert, der gerade vor sich hersieht, und verkürzt stehet.
C. Bemerket eben denselben, wie seine beiden Lappen, oder Theile sehen, davon der obere * herabhängt, an dessen untersten Ende das Häkchen zu sehen ist, womit es etwas vest halten kan.
D. Gibt zu erkennen, wie diese getheilte Zunge sich wiederum schließet, und der abgehangene Lappe sich hinauf ziehet, wo das Sternchen den Hacken abermalen anzeigt. Und endlich lehrt
E. den völlig geschlossenen Rüssel, mit dem Haken, der ordentlich unter der Zunge, oder dem Rüssel liegt, und nur alsdenn hervor kommt, wann etwas auf den obern Theil der Zunge fällt, das gefaßt, oder gehalten werden muß.
Ich habe der Bewegung des Hakens mit Vergnügen zugesehen. Denn kaum als ich etwas weniges Hutzucker, vermittelst eines Haarpensels, auf den Rüssel, oder die Zunge der eingezwikten Fliege gelegt, so brächte sie schon hurtig diesen Hacken hervor, schwang solchen über das Stückchen Zucker, und hielt es so lange damit bis dasselbe völlig zerschmolzen, und durch den Spalt, der mitten durch die beiden Zungenlappen gehet, eingesaugt wurde. In der Zeit aber, da die Fliege den Zucker verzehrte, sah ich durch die vier polsterförmigen Theilchen f.g.i. bald einen weisen, und bald einen rosenrothen Saft, dinner als ein Haar, fliesen.
Hierauf drehte ich die Mucke herum, und besah den Kopf auf der Rückenseite. Deswegen finden Sie auf der
XXXVII. Tafel Den ganzen Fliegenkopf von hinten nebst dem Kragenstück.
Künftig will ich Ihnen die ganze Mücke; aber kleiner abgebildet, übersenden. Dermalen werden Sie mit der Helfte zufrieden sein.
Lassen Sie immerhin unsere Schönen noch so vielen Pracht mit Ihren Halstüchern, Respektuösen, Mänteln, Saloppen und andern dergleichen Hals- und Brustbedeckunqen machen; meine Mücke hat ein Halstuch, oder eine Capuze, oder Respektuöse, oder was Sie sonst daraus machen wollen, das prächtiger siehet, als der beste Hermelinbelz, wie Sie hier bei a. sehen. An dem Kopfe b. woran ich die beiden Augen c. mit ihrer Einfassung angebracht habe, stehet der Rüssel, oder die Zunge d. etwas in die Höhe gerichtet, und die beiden Fühlhörner e. die auf den erstbeschriebenen zwei Paar Polstern sizen, deren Bestimmung mir unbekannt ist, sich aber, wie Blasen, bald mit Luft erweitern, bald wieder zusammen ziehen können. Diese wurden von einer herzförmigen Einfassung umschlossen, so aus schwarzen Haaren bestünde. Es zeiget ferner c. die beiden Augen mit ihren kreutzweis geflochtenen nezförmigen Hornhäutchen, nebst ihrer Einfassung voll Haaren. Bei f. habe ich drei glänzende schwarze Warzen gesehen, und auf deren jeder ein Haar, so ebenfals schwarz, steif, gerad und spizig war. Sie machten ein Dreieck. Vielleicht sind diese drei Warzgen von manchem für eben so viele Augen angesehen worden.
Allein, wozu soll die Fliege wohl noch 3. Augen, ausser den beiden ordentlichen, nöthig haben, da ein jedes Aug ohnehin aus viel tausend kleinen Augen bestehet, womit sie ober und unter, vor und hinter sich sehen , und alles beobachten kan, was sie zu sehen nöthig hat? Ich zweifle also billig an diesen überflüssigen 3. Mückenaugen, und glaube, daß die Fliegen nicht fünf, sondern nur zwei Augen haben. g. ist der unterste Theil des hintern Kopfes, in dessen Mitte der sehr schmale und enge Hals h. stehet, der auf der Brust zwischen dem Kragenstücke a. aufsizt. Dieser untere Kopftheil, wie auch das herzförmige Kragenstücke, sind mit steifen, schwarzen Haaren sehr stark besezt; Der Kragen a. aber ist in drei Abschnitte getheilt, und mit hellbraunen Streifen, oder Flecken geziert, welche der Fliege, wiewohl nur durch das Vergrößerungsglas, ein sehr schönes Ansehen geben.
Bei dieser Beobachtung fält mir ein, daß viele gemeine Leute glauben, als ob auch in den faulenden und eiterenden Munden der Menschen, Würmer oder Maden erzeugt würden. Ja es gehen manche Splitterrichter gar so weit, und sehen es als eine besondere Strafe Gottes, den leidenden Menschen aber als einen solchen an, den die Würmer bei lebendigen Leibe fressen sollen.
Ob nun schon nicht zu leugnen ist , daß Maden (Acarici) in den offenen Schäden von Wundärzten gesehen, und entdeckt werden, wovon Leuwenhöck in seinem ersten Theile ein Beispiel anführet; so folgt doch darum noch lange nicht, daß sie aus der Fäulung, oder dem Eiter des Menschen entstehen. Es ist nichts gewißers, als daß sie aus der Unsauberkeit und unreinen, oder unfleißigen Wartung der Schäden entstehen, wann man entweder die Wunde selbst nicht auswäscht, oder reiniget, oder allzulange einerlei Verband von Leinwand gebraucht. Dann die Fliegen legen ihre Eier nirgend lieber hin, als an solche offene Schäden, wo ihre Jungen, welche nichts anders, als Maden sind, sogleich die beste Nahrung finden können. In dem Augenblicke, da man glaubt, daß eine Mücke an den Leib gekommen, hat sie auch ihre Eier gelegt; Und wie leicht kan sie solche bei einem Kranken anbringen, der zumal nicht viele Mittel hat, und sich daher nicht reinlich genug halten, und pflegen lassen kan? Ich habe schon zum öftern mich erklärt, ich kan nimmermehr glauben, daß aus der Fäulnis selbst lebendige Kreaturen entstehen. Und da ich diese Zeit über noch mehrers in dieser Meynung durch die Erfahrung bestärkt worden bin; so werde ich wohl auch so lange dabei bleiben, als ich zu leben habe.
Um aber wieder auf die Fliegen zu kommen, so verdient die starke Vermehrung dieses in unsern Augen so unnützlichen Geschmeißes, eine kleine Aufmerksamkeit. Ein Fliegenweibgen hat öfters 140. auch 150. Eier bei sich. Ja ich habe noch in dem Leibe der Fliegenweibgen schon ausgeschloffene lebendige Maden gefunden. Noch an demselben Tage, da die Eier gelegt wurden, schliefen schon die kleinen weisgelben Maden hervor, welche endlich, nachdem sie in der Länge einem Nagel an dem Finger eines Menschen gleich wurden, und damit ihre vollkommene Größe zur Verwandlung erreichten, sich in einen Winkel verkrochen , zusammenzogen, und immer dicker wurden, bis sie zur Puppengestalt gelangten. Ihre äussre Schale wird zuerst gelb, dann roth , und endlich braunroth, welche Farbe ihre baldige Ausschliefung anzeigt, wozu sie 14. Tage nöthig haben.
Gesezt nun, daß von den 140. ausgeschloffenen Eiern, die Helfte zu dem Weiblichen Geschlechte der Fliegen gehört, von denen ein iedes wieder 140. Eier bringt; so kommen von 70. Mückenweibgen in dem zweiten Monate 9800, im dritten von 4900. Weibgen 690900. und im sechsten 2553945525. Fliegen hervor. Nun überdenken sie das ganze Heer von Mücken, und schliesen auf den, der sie und tausend andere Arten von Luftgeschöpfen, die zum theil unsern Augen gar nicht sichtbar werden, gemacht und ernähret; der übrigen kleinern und grösseren Geschöpfe nicht zu gedenken.
Sie können sich in der That keinen angenehmern Zeitvertreib zu ihrer physikalischen Abwechslung machen, als wann sie unter der Glocke ihres Oekonomieglases ein paar Mücken sich paaren lassen. Hat das Weibgen ihre Eyer gelegt; so nehmen sie Vater und Mutter heraus, und legen für die bald hervorkommenden Kinder, die Nahrung in Bereitschaft. Fleisch, das kein Fett hat, und schon etwas faul, oder alt ist , wird das beste seyn. Einer Haselnuß groß des Tags zweimal, früh und Abends, ist genug. Sobald sie so groß sind, daß sie nicht mehr Raum genug unter dem Oekonomieglase haben; so bringen sie soviel, als lebendig bleiben sollen, auf einen Bogen Pappier, und bedecken sie mit einer grösern Glocke, vom Glase, welche oben eine kleine Oefnung hat. Hier können sie der Verwandlung entgegen sehen. Die groß gewordenen Maden werden sich zu verbergen, alle Winkel, oder, besser, den ganzen Umfang des Glases durchwandern, und endlich stille liegen bleiben, nicht mehr fressen, sich einziehen, und zur Puppe werden.
Wollen sie der Natur gleichsam auf dem Fusse nachschleichen; so können sie eine Puppe nach der andern öfnen. Die erste in 8. Tagen , die andere den 9ten, die dritte den 10ten, die 4te den 11ten, die 5te den 12ten, die 6te den 13. und die siebende den vierzehenden Tag, um zu beobachten, was für Veränderungen sich an jedem Tage in der Puppe ergeben haben. Was von Puppen überig bleibt, wird den 15ten oder sechzehenden Tag auskriechen. Nun sehen sie ihnen genau zu. Die Glocke können sie so lange bey Seite thun, bis die neuen Gäste fliegen wollen. Jezt öfnet sich der vordere dicke Theil der Puppe. Ein Wurm mit sechs Füssen ohne Fliege! kommt heraus. Er streckt den Kopf in die Höhe, und bewegt erstlich seine Zunge, oder Rüssel, und streckt solchen hervor. Dann hebt er einen Fuß nach dem andern in die Höhe, und fahrt damit über den Kopf und den Rücken. Die Fühlhörner richten sich auf, und endlich bewegen sich zwei kleine gebalten Blasen unter dem Halse, auf dem Rüken. Dieses sind die Fliegel, welche wie ein in der Hand zusammengedruktes Schweißtuch anzusehen sind. Sie werden immer höher und breiter. Nehmen Sie nun ihr Suchglas, so sehen Sie die beständige Bemühung der Fliege, mit welcher sie diese so kostbaren und nothwendigen Theile ihres Leibes, zu gebrauchen trachtet. Indessen schrenkt sie zum öftern ihre hintern und vördern Füsse kreutzweis übereinander, reibt einen an den andern ab, reiniget sich damit die Augen, und hat so nothwendig damit zu thun, als ein neuer Student mit seinem Degen. Während dieser Zeit entwikeln sich die beiden Fliegel; die Muke streckt einen um den andern bald hinter sich, bald seitwärts, bald in die Höhe, um sie in der Luft abzutroknen. Denn ihr ganzer Leib ist naß, wann sie aus der Puppe kommt. Sind die Nerven eingerichtet und die Fliegel troken; so wagt sie den ersten kühnen Flug, der anfänglich keiner Spannhoch glückt, bis ohngefehr nach einer Viertelstunde, endlich der ganze Körper schon in der Luft schwebet.
Nun denke ich, wird es Zeit sein, diesen Brief zu schliessen. Leben Sie doch jederzeit recht wohl. rc.