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Die Armpolypen
Bild aus: Ledermüller, Mikroskopische Gemüths- und Augen-Ergötzungen, Tafel 67

Hydren waren von den seinerzeitigen Wissenschaftlern bereits ausgiebig beschrieben worden, so dass Ledermüller sich dafür entschuldigt, wenn auch er seinen Lesern hier Polypenbilder vorsetzt: „Da aber diese meine Beobachtungen zu gleicher Zeit in solcher Liebhaber Hände gelangen, welche zum Theil die kostbarsten Werke so davon heraus sind, nicht besitzen, theils auch wegen der fremden und gelehrten Sprachen, in welchen sie geschrieben sind, nicht selbsten lesen können, gleichwolen aber Polypen genug zu bekommen wissen, und nur eine nähere Anweisung sich deshalb wünschen; so habe ich um so weniger Bedenken getragen einige wenige Kupferplatten davon zu liefern.“
Hydren waren zuerst von Leeuwenhoek beobachtet worden, danach wurden sie vor allem von Abraham Trembley und zum Teil auch von Réaumur (der heute eher durch seine Temperaturskala bekannt ist) gründlich untersucht. Trembley und Réaumur korrespondierten lange, ob es sich um Tiere oder Pfllanzen handelt, entschieden sich dann aber dafür, sie ins Tierreich zu stecken – was richtig war, wie wir inzwischen längst wissen. Trembley hat ganze Bücher über die Polypen – wie die Hydren damals genannt wurden – geschrieben. Auch Ledermüllers Freund Rösel von Rosenhoft hat ein kleines Büchlein mit zahlreichen Bildern über Polypen verfasst. Als Polypen wurden damals übrigens auch die Bryozoen eingeordnet, die tatsächlich aber in einen ganz anderen Stamm gehören.
Weil die „Polypen“ schon so umfangreich beschrieben waren, hat Ledermüller dann auf seiner Tafel einiges über seine Untersuchungsmethoden verraten. Um in Ruhe Wasserproben beobachten zu können, benutzte Ledermüller unter anderem einen flexiblen Arm, an dessen Ende eine Lupe befestigt war. Auch wenn die Hydren schon ausführlich beschrieben worden waren, hat Ledermüller dann doch noch auf zwei weiteren Tafeln (Tafel 71 und Tafel 82) Hydren abgebildet und beschrieben.
Die Zeichnung zeigt im übrigen, dass sich die damalige Technik noch lange gehalten hat: Flexible Gelenkarme mit einer solchen Mechanik werden auch heute noch hergestellt und verwendet, wenn auch mit etwas kompakteren Nüssen.